Beim Verfassen eines Testaments sind eindeutige Formulierungen wichtig


Es ist ratsam, frühzeitig im Leben für das eigene Testament zu sorgen und dabei äußerst gründlich vorzugehen, da andernfalls die Umsetzung des letzten Willens gefährdet sein könnte. In folgenden Artikel erfahren Sie, wie eine professionelle Beratung beim Verfassen Ihres Testaments nicht nur dabei hilft, klare Formulierungen zu finden, sondern auch die rechtliche Robustheit sicherstellt, um Ihren letzten Willen gemäß Ihren Absichten umzusetzen.

In manchen Lebensbereichen ist Genauigkeit nicht unbedingt von entscheidender Bedeutung, aber bei der Erstellung eines Testaments ist sie essenziell. Die Formulierungen sollten keine Interpretationsspielräume lassen. Wenn das Schriftstück auf verschiedene Weisen ausgelegt werden kann, kann das dazu führen, dass der eigene Wille nicht umgesetzt wird und es Probleme bei der Regelung des Nachlasses gibt. Dies verdeutlicht eine Entscheidung des Oberlandesgerichts (OLG) München (Az.: 33 Wx 38/23e).

Die Bedeutung präziser Testamentformulierungen

In diesem Gerichtsfall handelte es sich um das Testament einer verstorbenen Frau, die keine Angehörigen hatte. In dem Testament stand ausdrücklich: „Die Person, die mich bis zu meinem Tode pflegt und betreut, soll mein gesamtes Vermögen erhalten!“ Später im Text erwähnte die Frau den Namen einer Bekannten, die zu diesem Zeitpunkt ihre Pflege und Betreuung übernahm. Außerdem ernannte sie diese Bekannte sowie eine weitere enge Person zu Betreuerinnen. Als die Frau verstarb, beantragte die benannte Bekannte die Ausstellung eines Erbscheins.

Das Nachlassgericht lehnte die Ausstellung des Erbscheins ab, da es den letzten Willen der Verstorbenen nicht als eindeutig genug betrachtete. Dies war die Einschätzung des Gerichts.

Die Formulierung „pflegt und betreut“ wurde vom Bericht als unklar angesehen, da sie verschiedene Interpretationen zulässt – sie könnte auf physische Pflege, Hausarbeit oder bloße emotionale Unterstützung hinweisen. Ebenso wurde die Verwendung des Singulars „die Person“ hinterfragt, da unklar war, ob unter mehreren Pflegenden nur diejenige als Erbin vorgesehen war, die am meisten involviert war. Andernfalls könnten mehrere Pflegepersonen erbberechtigt sein.

Herausforderungen für die testamentarische Erbfolge

Selbst die explizite Erwähnung der Bekannten genügte den Gerichten nicht. Die Erklärung dafür war, dass selbst wenn diese Person zum Zeitpunkt der Testamentserstellung die Kriterien für die Erbeinsetzung erfüllte, dies nicht zwangsläufig als bindende Erbeinsetzung, sondern eher als beispielhaft anzusehen sei.

Falls also die Formulierungen im Testament zu vage oder mehrdeutig sind, kommt nicht die testamentarische, sondern die gesetzliche Erbfolge zum Tragen.

Die Rolle professioneller Beratung beim Testamentsschreiben

Die rechtlichen Beratung beim Verfassen eines Testaments ist von entscheidender Bedeutung, da selbst scheinbar klare Formulierungen verschiedene Interpretationen zulassen können. Ein erfahrener Anwalt oder Notar kann dabei helfen, die Absichten des Verfassers klar und eindeutig zu formulieren, um potenzielle Missverständnisse zu vermeiden. Durch ihre Expertise können sie auch auf spezifische rechtliche Aspekte hinweisen, die der Verfasser möglicherweise nicht bedacht hat, und sicherstellen, dass das Testament den rechtlichen Anforderungen entspricht, um späteren Streitigkeiten vorzubeugen.

Darüber hinaus kann die professionelle Beratung helfen, komplexe familiäre oder finanzielle Situationen zu berücksichtigen. Ein Anwalt oder Notar kann Vorsorge-Regelungen, potenzielle Konflikte oder steuerliche Auswirkungen antizipieren und den Verfasser bei der Festlegung seiner Wünsche und der Wahl geeigneter Formulierungen unterstützen, um die gewünschten Ziele im Testament klar festzuhalten. Letztendlich verleiht eine professionelle Beratung dem Testament eine rechtliche Robustheit, die sicherstellt, dass der letzte Wille des Verfassers gemäß seinen Absichten umgesetzt wird.

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