Pflegende Angehörige: Betreuung übernehmen und den Alltag meistern

Wer sich um einen nahestehenden Menschen kümmert, übernimmt eine der wertvollsten, aber auch anspruchsvollsten Aufgaben im Leben. Sie leisten viel – Tag für Tag. Doch bei aller Fürsorge ist eines ebenso wichtig: Ihre eigene Gesundheit, Ihr Alltag und Ihre Lebensqualität. Nachfolgend erfahren Sie, welche Aufgaben pflegende Angehörige typischerweise übernehmen, welche Unterstützung Ihnen zusteht und wie Sie Ihren Alltag mit Struktur und Achtsamkeit gestalten können.

1. Grundpflege: Basis­sorge für den Alltag

Zu den Aufgaben der Grundpflege gehören Tätigkeiten wie Körperpflege, An- und Auskleiden, Hilfe beim Toilettengang sowie Baden oder Duschen. Auch die Versorgung bei Inkontinenz zählt dazu.

Diese Tätigkeiten sind oft sehr persönlich und bringen emotionale wie körperliche Anforderungen mit sich. Wichtig ist dabei:

  • Sprechen Sie offen über Wünsche und Gewohnheiten der betreuten Person – mit Respekt und Empathie.
  • Planen Sie Ihre Abläufe realistisch: Wann wird Unterstützung benötigt, wie viel Zeit steht zur Verfügung?
  • Achten Sie auf Ihre eigene Belastung: Rückenfreundliche Bewegungen und Hilfsmittel können körperliche Anstrengung deutlich reduzieren.

Tipp: Eine Checkliste für die morgendliche und abendliche Pflegeroutine hilft, den Überblick zu behalten. Notieren Sie kleine Veränderungen – das erleichtert Gespräche mit Ärzten oder dem Pflegedienst.

Pflegende Angehörige leisten viel im Alltag und der Betreeung Ihrer Familienmitglieder.

2. Hauswirtschaftliche Versorgung – Struktur im Alltag schaffen

Neben der Pflege fallen viele organisatorische Aufgaben an: Einkaufen, Kochen, Wäschewaschen, Reinigen oder die Versorgung von Haustieren. Eine klare Tagesstruktur hilft, Stress zu vermeiden und gemeinsame Zeit zu bewahren.

Nutzen Sie Entlastungsangebote, z. B. Haushaltshilfen oder Nachbarschaftsunterstützung. Pflegebedürftige können laut Verbraucherzentrale Hilfen im Haushalt über die Pflegeversicherung abrechnen – etwa für Reinigung, Wäsche oder Einkäufe.

Tipp: Legen Sie ein kleines „Haushalts-Notfallpaket“ an – mit gefrorenen Mahlzeiten, Einkaufslisten, Geburtstags- und Terminplan. So bleiben Sie auch in hektischen Zeiten handlungsfähig.

3. Medizinische Betreuung – Verantwortung mit Überblick

Zur medizinischen Betreuung gehören Aufgaben wie die Gabe von Medikamenten, Wundversorgung oder Begleitung zu Therapien. Wichtig ist, genau zu wissen, welche Maßnahmen notwendig sind und wann professionelle Hilfe erforderlich ist.

  • Verstehen, welche Therapieziele bestehen; erklären lassen, was Sie unterstützen sollen.
  • Dokumentation: Zeitpunkte der Medikamentengabe, Beobachtung von Nebenwirkungen oder Veränderungen.
  • Vernetzung: Zusammenarbeit mit dem Hausarzt, ggf. mit einem ambulanten Pflegedienst. So kann ein ambulanter Dienst z. B. Unterstützung bei Behandlungspflege übernehmen.

Tipp: Führen Sie ein kleines „Pflegejournal“ – z. B. über ein Heft oder eine einfache App: Datum, Uhrzeit, Medikament, Bemerkung. So haben Sie wichtige Informationen parat, wenn Arzt oder Dienst nachfragt.

4. Arzttermine und Kommunikation – gut vorbereitet sein

Pflegende Angehörige übernehmen oft die Rolle von Begleitpersonen bei Arzt- oder Therapieterminen. Sie können Fragen stellen, Notizen machen und helfen, medizinische Informationen richtig zu verstehen. Gleichzeitig lassen sich hier administrative Aufgaben verknüpfen: Formulare ausfüllen, Anträge stellen, Nachwirkungen beobachten.

Tipp: Führen Sie bei Terminen eine kleine Mappe mit: Ihre Fragen, ein Schreibblock oder Ihr Smartphone zum Fotografieren von Rezepten oder Befunden. So geht nichts verloren.

5. Aktivierung und Beschäftigung – gemeinsam leben, nicht nur versorgen

Pflege bedeutet mehr als Versorgung – sie bedeutet auch, Lebensfreude zu bewahren. Spaziergänge, Spiele, Gespräche oder kleine Ausflüge fördern die körperliche und geistige Gesundheit beider Seiten. Solche Aktivitäten geben Struktur, stärken die Beziehung und beugen Isolation vor.

Tipp: Planen Sie zwei feste Aktivitätszeiten pro Woche – z. B. einen Spaziergang und eine kreative Beschäftigung. Auch ein gemeinsames Gespräch über alte Erinnerungen kann bereichern.

6. Fahrdienste und Wegeorganisation – Mobilität erhalten

Fahrten zu Arztterminen, Therapien, Behörden oder Freizeitaktivitäten gehören zum Alltag vieler Pflegehaushalte. Diese Wege lassen sich mit guter Organisation leichter bewältigen.

Nutzen Sie Bürgerbusse, ehrenamtliche Fahrdienste oder setzen Sie den Entlastungsbetrag aus der Pflegeversicherung dafür ein.

Tipp: Halten Sie eine „Mobilitäts‑Mappe“ im Auto oder in einer Mappe zuhause bereit: Telefonnummern von Mobilitätsdiensten, Adressen, Terminliste der nächsten Wochen. Das erleichtert die Planung und schafft Übersicht.

7. Verwaltung und Organisation – Papierkram im Griff behalten

Neben der Pflege fallen administrative Aufgaben an: Pflegeanträge, Versicherungsunterlagen, Arztverordnungen oder Rechnungen. Ordnung spart hier viel Zeit und Energie.

Tipp: Führen Sie einen zentralen Pflegeordner (digital oder in Papierform) mit allen wichtigen Dokumenten: Vollmachten, Pflegegrad-Bescheid, Medikamentenliste, Kontaktdaten der Ärztinnen und Therapeuten.

Pflegende Angehörige: Wie Sie den Alltag und die Betreuung gut meistern

8. Emotionale Unterstützung – auch an sich selbst denken

Pflegen heißt, nah am Menschen zu sein: zuzuhören, zu trösten, Halt zu geben. Gleichzeitig erleben pflegende Angehörige selbst Gefühle wie Erschöpfung, Schuld, Sorge oder Überforderung.

Nehmen Sie diese Gefühle ernst. Niemand kann dauerhaft geben, ohne selbst aufzutanken. Achten Sie deshalb auf Ihre eigene psychische Gesundheit: Entlastung einholen, mit anderen austauschen, Pausen nehmen.

Tipp: Machen Sie bewusst „Pausen“ in Ihrem Alltag: vereinbaren Sie mit sich selbst eine halbe Stunde am Tag, in der Sie nichts mit Pflege oder Organisation tun – stattdessen ein Buch lesen, einen Spaziergang alleine, oder telefonieren Sie mit einer vertrauten Person. Die kleinen Freiräume helfen.

Unterstützung nutzen – Ihre Rechte und Möglichkeiten

Pflegende Angehörige haben Anspruch auf vielfältige Hilfen und Entlastungsangebote:

  • Pflegeberatung: Kostenlose, unabhängige Beratung über Pflegekassen oder kommunale Stellen.
  • Entlastungsbetrag: Bis zu 131 Euro monatlich (Stand 2025) für Hilfen im Alltag.
  • Verhinderungs- und Kurzzeitpflege: Wenn Sie eine Pause brauchen, kann vorübergehend ein Pflegedienst oder eine Einrichtung übernehmen.
  • Pflegekurse: Viele Beratungsstellen bieten Schulungen zu Themen wie Mobilität, Wundversorgung oder Stressbewältigung an.

Und nicht zuletzt: Achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit. Studien zeigen, dass pflegende Angehörige körperlich und seelisch stark gefordert sind – Entlastung ist daher kein Luxus, sondern notwendig.

Fazit: Mit Achtsamkeit und Unterstützung pflegen

Als pflegende Angehörige leisten Sie jeden Tag Großes. Sie schenken Nähe, Sicherheit und Würde. Ebenso wichtig ist, dass Sie sich selbst mit derselben Fürsorge begegnen, die Sie anderen geben.

Nutzen Sie Entlastungsangebote, tauschen Sie sich mit anderen Pflegenden aus, und erlauben Sie sich Pausen. Eine gute Pflege entsteht dort, wo Hilfe geteilt wird – und wo auch die Pflegenden auf sich selbst achten. So bleibt Pflege menschlich, respektvoll und tragfähig – für die betreute Person und für Sie selbst.

Über die Autoren:

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