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Wie Sie eine Demenz-Erkrankung erkennen
Mit zunehmendem Alter verändert sich das Gedächtnis. Namen fallen einem nicht sofort ein, Termine geraten durcheinander – vieles davon ist normal. Doch wenn die Vergesslichkeit häufiger auftritt, der Alltag schwerer fällt oder sich das Verhalten verändert, kann eine Demenz-Erkrankung dahinterstecken. Eine frühzeitige ärztliche Abklärung ist wichtig, um Sicherheit zu gewinnen, den Verlauf zu verlangsamen und passende Unterstützung zu finden. Woran Sie eine Demenz erkennen, welche Symptome typisch sind und wann ärztlicher Rat erforderlich ist.
Was ist Demenz?
Der Begriff Demenz beschreibt eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen Nervenzellen im Gehirn nach und nach ihre Funktion verlieren. Dadurch lassen Gedächtnis, Orientierung, Sprache und Urteilsvermögen nach.
Die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz, daneben gibt es die vaskuläre Demenz (durchblutungsbedingt), die frontotemporale Demenz (Veränderung von Persönlichkeit und Verhalten) sowie die Lewy-Körperchen-Demenz.
Allen gemeinsam ist, dass die geistigen Fähigkeiten allmählich abnehmen und der Alltag zunehmend beeinträchtigt wird. Wichtig: Demenz ist keine normale Alterserscheinung, sondern eine eigenständige Erkrankung, die medizinisch begleitet werden sollte.

Erste Anzeichen: Wenn Veränderungen auffallen
Demenz beginnt meist schleichend. Anfangs sind die Anzeichen so unauffällig, dass sie leicht mit normaler Vergesslichkeit verwechselt werden. Doch es gibt Warnsignale, die Aufmerksamkeit verdienen:
- Wiederholtes Nachfragen: Betroffene vergessen Gespräche oder stellen dieselbe Frage mehrmals hintereinander.
- Orientierungsschwierigkeiten: In vertrauter Umgebung plötzlich den Weg nicht finden, in der Nachbarschaft unsicher werden.
- Verändertes Verhalten: Rückzug, Stimmungsschwankungen oder Reizbarkeit, wenn etwas nicht gelingt.
- Probleme mit vertrauten Abläufen: Schwierigkeiten beim Bedienen des Herdes, beim Telefonieren oder beim Bezahlen im Supermarkt.
- Verlust der Initiative: Betroffene wirken antriebslos, verlieren Interesse an Hobbys oder sozialen Kontakten.
Gerade im Frühstadium versuchen viele, ihre Unsicherheit zu überspielen. Deshalb sind es oft Angehörige, die als Erste bemerken, dass „etwas nicht stimmt“.
Typische Symptome im Verlauf
Im weiteren Verlauf treten die Symptome deutlicher zutage. Besonders häufig zeigen sich:
- Gedächtnisstörungen: Neue Informationen werden nur kurz behalten, Gespräche oder Ereignisse schnell vergessen.
- Orientierungslosigkeit: Schwierigkeiten, Zeit, Ort oder Personen richtig einzuordnen; Betroffene verlaufen sich oder wissen nicht, welcher Wochentag ist.
- Sprachprobleme: Wortfindungsstörungen, abgebrochene Sätze oder das Verwenden unpassender Begriffe.
- Eingeschränktes Urteilsvermögen: Entscheidungen fallen schwer, Alltagssituationen werden falsch eingeschätzt.
- Verhaltensänderungen: Stimmungsschwankungen, Misstrauen oder Rückzug sind häufig; manche Betroffene werden unruhig oder zeigen plötzliche emotionale Reaktionen.
- Probleme im Alltag: Das Bezahlen an der Kasse, Kochen oder das Führen des Haushalts können zunehmend zur Herausforderung werden.
Nicht alle Symptome müssen gleichzeitig auftreten. Entscheidend ist, ob die Veränderungen deutlich über das normale Maß altersbedingter Vergesslichkeit hinausgehen und den Alltag beeinträchtigen.

Abgrenzung: normale Vergesslichkeit oder Demenz?
Nicht jede Gedächtnislücke ist gleich ein Krankheitszeichen.
- Normale Altersvergesslichkeit: Man erinnert sich später wieder, was man vergessen hat. Der Alltag funktioniert weitgehend problemlos.
- Demenz: Informationen gehen dauerhaft verloren. Betroffene erkennen Zusammenhänge nicht mehr, wirken verwirrt und brauchen Hilfe bei alltäglichen Dingen.
Ein Beispiel: Wer einen Namen kurz vergisst, ihn aber nach einigen Minuten wieder weiß, zeigt normale Altersveränderungen. Wer hingegen vergisst, eine Verabredung überhaupt getroffen zu haben, sollte sich untersuchen lassen.
Wann sollte man ärztlichen Rat suchen?
Wenn Gedächtnisprobleme, Verwirrtheit oder Verhaltensänderungen über mehrere Monate anhalten, ist ein Arztbesuch wichtig. Hausärztinnen und Hausärzte sind die erste Anlaufstelle. Sie führen Tests durch und überweisen bei Bedarf an Neurologen oder Gedächtnisambulanzen.
Eine frühe Diagnose ermöglicht:
- gezielte medikamentöse Behandlung (bei bestimmten Demenzformen)
- Planung von Alltagshilfen und Pflege
- rechtliche Vorsorge (z. B. Vollmachten, Patientenverfügung)
- psychologische Unterstützung für Angehörige
Früh erkannt, lässt sich der Verlauf einer Demenz häufig verlangsamen und die Lebensqualität länger erhalten.
Was Angehörige tun können
Für Angehörige ist der Umgang mit einer Demenz-Erkrankung emotional belastend. Dennoch können sie viel dazu beitragen, den Alltag stabil zu gestalten. Wichtig ist, ruhig zu bleiben und Veränderungen sachlich anzusprechen – am besten in einem Moment, in dem die betroffene Person entspannt ist.
Hilfreiche Maßnahmen:
- Klare Tagesstrukturen schaffen: Wiederkehrende Abläufe geben Sicherheit.
- Reizüberflutung vermeiden: Zu viele Eindrücke oder Stress können Überforderung auslösen.
- Bewegung und soziale Kontakte fördern: Einfache Beschäftigungen wie Spaziergänge, Musik oder kleine Aufgaben erhalten Selbstwertgefühl und geistige Aktivität.
- Professionelle Beratung nutzen: Pflegestützpunkte, Demenznetzwerke und Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung und Entlastung.
Geduld, Verständnis und Empathie sind die Grundlage für ein vertrauensvolles Miteinander und helfen im Alltag oft mehr als Diskussionen über „richtige“ oder „falsche“ Erinnerungen.
Mit Wissen und Unterstützung besser leben
Demenz ist nicht heilbar, doch der Verlauf kann beeinflusst werden.
Wer Symptome früh erkennt, medizinische Beratung sucht und Unterstützung annimmt, kann den Alltag deutlich erleichtern – sowohl für Betroffene als auch für Angehörige. Ein informierter, offener Umgang schafft Sicherheit und Lebensqualität – auch mit einer Demenzdiagnose.
Unser Redaktionsteam widmet sich seit vielen Jahren den Themen rund ums Älterwerden. Mit Fachwissen, journalistischer Sorgfalt und einem offenen Blick für die Lebenswirklichkeit älterer Menschen informieren wir über Pflege und Wohnen, Gesundheit und Krankheit, Vorsorge sowie Freizeitgestaltung im Ruhestand. Unser Ziel ist es, verständlich und praxisnah zu begleiten – für ein aktives, selbstbestimmtes Leben in jedem Alter.



